FAS - Wenn Alkohol ein Baby beeinträchtigt Teil 2

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Gesundheit
FAS - Wenn Alkohol ein Baby beeinträchtigt Teil 2 Lesezeit Icon Min Minuten Lesezeit

"Ach, die hat sicher AD(H)S"

Der Besuch in Walstedde ist eine Erleichterung. Die Diagnose fällt nach nur 10 Minuten. Die jetzt 6-Jährige Katharina ist froh, Jenny ist froh und die gesamte Familie erleichtert. Es gibt einen Grund. Das Kind hat einen Namen. Man kann nicht heilen, aber helfen – und genau das braucht die Familie.

Katharina bekommt Hilfe. Eine I-Kraft hilft in der Schule – besonders bei sozial-emotionalen Themen kann Katharina nicht alleine weiter kommen. Sie hat keine Freunde und tut sich sehr schwer damit Anschluss zu finden. Sie ist höflich, die anderen Kinder mögen sie, durch ihre unplanbaren Ausraster, Konzentrationsschwierigkeiten und unnatürlichem emotionalen Umgang fällt es jedoch anderen Kindern schwer dauerhaft mit ihr befreundet zu sein. Katharina nutzt gerne das Bild der Männchen in ihrem Kopf, die sie steuern. Sie nehmen überhand und machen ihre Emotionen. Sie bringen sie dazu Dinge zu tun und zu sagen, die sie hinterher bereut aber nicht ändern kann. Diese fehlende Impulskontrolle ist ganz typisch bei FAS. Auch der kleine Bruder Leon wird auffälliger, je älter er wird. Er wird allerdings nicht laut, er zeigt andere Marker. Er kann sich schlecht konzentrieren, schottet sich ab, braucht feste Abläufe um zu funktionieren. Schon ein Anruf auf dem Weg zur KiTa kann ihn komplett aus dem Konzept bringen. Spielen mit anderen Kindern ist schwierig. Keine Frage, dass Besuche der Bauchmutter (Mehr dazu hier) ihn immens stressen und wochenlang aus der Bahn werfen. Der kleine Kerl braucht ganz viel Zuwendung und Beständigkeit. Fast schon autistische Züge äußert er. Den Schuleintritt haben die Eltern nun nach Absprache und Kampf mit den Behörden um ein Jahr herausgezögert. Ob er auf eine Regelschule wird gehen können, zeigt ein IQ Test, der in Kürze gemacht wird.

Leon braucht Hilfe im Alltag. Hilfe, die er nicht bräuchte, wenn seine Mutter abstinent gelebt hätte.

FAS ist vermeidbar. Absolut vermeidbar. Und vor allem sind die Folgen so immens, dass ein selbstständiges Leben trotz bester Therapien nicht gesichert ist. Katharina und Leon haben Glück – sie kennen ihre Defizite und werden immens gefördert. Sehr viele Menschen wissen um ihr Problem nicht. Man vermutet, dass sehr viele FAS-Kinder und Erwachsene falsch mit ADS oder ADHS diagnostiziert wurden, da zu FAS natürlich die Ehrlichkeit der Eltern gehört, Alkohol konsumiert zu haben. Im Fall von Leon und Katharina wird das Offensichtliche ebenfalls geleugnet. In den 80er und 90er Jahren wurde häufig in der Schwangerschaft getrunken. „Mal ein Gläschen schadet nicht“. Heute weiß man – DOCH, es schadet schon das kleinste bisschen Alkohol.

Eine FAS Diagnose kann mit ADS oder ADHS einhergehen. Aber häufig gibt es eben gar kein Wissen über das Vorhandensein des FAS – gerade bei Erwachsenen.

Wenn ich es geschafft habe, mit diesem Beitrag auch nur ein Glas Alkohol bei einer Schwangeren zu verhindern, war er jeden Buchstaben wert. 

Ich bedanke mich von Herzen bei Jenny und Jens für ihre Offenheit und bei Katharina und Leon, dass ich heute über sie berichten durfte.

Hier findest du Teil 1

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