Adoption und Dauerpflege: Oder von Bauchmutter und Herzmutter. Teil 2

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„Jens, wir werden Eltern, die Kleine kommt zu uns!“

Der Gerichttermin ist fixiert und die Zeit dahin wird von Jens und Jenny einfach nur überlebt. Ein genaues Datum haben die beiden nicht, aber einen Zeitrahmen. Als Jenny gerade eine Hose in einem Bekleidungsgeschäft anprobiert, klingelt das Telefon. Es ist ein Freitag, den Jenny niemals vergessen wird. Jens und Jenny sind überglücklich – die Entscheidung steht nun fest. Das kleine Mäuschen kommt zu ihnen.

Am Montag findet der erste Besuch von Jenny und Jens bei der damaligen Bereitschaftspflegerin statt. Sie lernen das Kind Stück für Stück kennen und haben ein paar Tage Zeit zuhause alles einzurichten. Kinderbett, Kinderwagen, Bekleidung – alles muss im Hause einziehen. Dann, am Mittwoch, darf Jenny das Mäuchen im Maxi-Cosi mit nach Hause nehmen. Sie schießt ein Foto und schickt es ihrer Mama: „Mama, deine Enkelin ist da.“ Ein Moment, wie im Bilderbuch.

Mit 2,5 Jahren bekommt die Kleine mit, dass eine Frau ein Baby im Bauch hat und möchte von Jenny wissen, ob auch sie bei ihr im Bauch war. Ein heikler Moment, aber Jenny und Jens sind von Anfang an offen mit dem Thema. Die Kleine erfährt also schon als Kleinkind, dass sie eine Bauchmama hat, die sie bekommen hat aber nicht behalten konnte. Natürlich kindgerecht.

Die Kleine bleibt bei Jenny und Jens. Zur Einschulung wird ihr Nachname dem ihrer Eltern angepasst und es folgen noch zwei Geschwister – denn Herr Engels hat noch zweimal angerufen – immer kurz nachdem Jenny und Jens ihn darum gebeten haben.

Als Ich Jenny im Interview frage, wie ihre Kinder heute damit umgehen sagt sie, dass es ganz klar ist, dass alle drei eine Bauchmama haben – und Jenny ist ihre Herzmama. Alle drei Kinder lieben sie wie eine ganz normale Mutter und der Alltag unterscheidet sich nur darin, dass hin und wieder der Vormund beim Jugendamt in große Entscheidungen involviert werden muss. Was je nach Kind noch hinzukommt sind die Besuche der Bauchmütter.

Je nach gerichtlicher Absprache dürfen die „echten“ Mütter ihre Kinder unter Beaufsichtigung von Jenny, dem Jugendamt und an einem neutralen Ort sehen.

Diese Besuche werfen allerdings die kleinen Hauptdarsteller häufig aus der Bahn. „Ich bitte immer darum, dass die Besuchszeiten nicht zu nah an für uns wichtigen Terminen liegen. Die Kleinen brauchen lange, um das zu verstehen und zu verinnerlichen. Der Kleinste klammert sehr an mir nach solchen Tagen und ist oft auffällig im Kindergarten, das zeigt, wie immens das die Kinder umtreibt.“ Jenny freut sich natürlich über das Interesse der echten Eltern. Sie freut sich, dass ihre Kinder nicht von ihren echten Eltern vergessen werden – wobei das unterschiedlich ist und die eine Mutter es intensiver macht, als die andere. Kommen Eltern nicht zu den Besuchszeiten, sind die Kinder natürlich enttäuscht und müssen aufgefangen werden – ein Job, den die Herzeltern dann mit voller Liebe umsetzen.

Bauchmama oder Herzmama - Hauptsache geliebt!

Wir sprechen auch über Geld. Jenny geht ganz offen damit um. Sie kann ihren Job nicht mehr ausüben, zwei der drei Kinder waren „Überraschungspakete“ und benötigen sehr viel Pflege. Dazu bekommst du HIER mehr Informationen. Sie erzählt, dass das Pflegegeld ausreicht, um sich Vollzeit um die Kinder zu kümmern. Man kann viele Dinge bei der Stadt einreichen und bekommt das Geld wieder. Jenny und Jens möchten aber im Alltag gar nicht an jeder Stelle merken, dass sie „angestellte“ Eltern sind und tun das in den seltensten Fällen. „Nur, wenn unsere Kinder persönlich davon profitieren.“

Jenny ist eine Vollblut-Herzmama. Mehr, als ich. Vermutlich mehr als du. Und vor allem mehr, als es die Bauchmütter dieser drei Kinder je sein könnten. Ich bin so stolz darauf eine solche Person in meinem Bekanntenkreis zu haben. Sie ist inspirierend, motivierend und vor allem wird sie nicht müde die Welt aufzuklären.

Worüber, erfährst du HIER.

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