Robotik in der Kita? Medienbildung ganz praktisch

Digitale Technik ist lebensweltrelevant, sagt Sascha Amrhein. Wie der Erzieher ganz unkompliziert neue Medien und Robotik für Kita-Kinder einsetzt, erzählt er in diesem Beitrag. Ein praxisorientierter Ansatz.

Kind spielt Roboter mit einem Karton
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Manchmal ist es schwierig, den Einstieg in ein neues Thema zu finden. So fühlt es sich für viele Kita-Fachkräfte noch befremdlich an, frühe Medienbildung umzusetzen. 

Unser Gastautor plädiert für einen praxisnahen Zugang: Einfach loslegen - und dafür braucht es noch nicht mal ein Tablet. 

 

Sascha Amrhein ist Erzieher und Fachkraft für Medienpädagogik. Er hat am bayerischen Modellversuch „Medienkompetenz in der Frühpädagogik stärken“ teilgenommen - und seitdem ist frühe digitale Bildung sein Herzensthema. Seinen Erfahrungsschatz teilt er auf seiner Homepage und auf seinen Social-Media-Kanälen

  • Sascha, woher kommt Deine Leidenschaft für frühe Medienbildung in der Kita?  

Die digitalen Medien begeistern mich schon von klein auf, hier war ich aber mehr „Konsument“ der Inhalte. Oft habe ich mich damals schon die Frage gestellt: Geht das nicht auch einfach oder „digitaler“?!

In meiner Ausbildung zum Kinderpfleger/Erzieher habe ich die ersten richtigen Erfahrungen gemacht, welche Möglichkeiten es für die Medienbildung in der Kita gibt. Seit dem Zeitpunkt und da ich für digitale Medien „brenne“ ist dies zu meinem Schwerpunkt geworden.

 

  • Oft denken wir beim Stichwort "digitale Kita" an Kinder, die passiv vor dem Tablet sitzen und auf den Bildschirm starren. Erzähl doch mal aus Deiner Praxis... 

Um die Medienkompetenz im Kindergartenalltag zu unterstützen, braucht man nicht immer ein Tablet in der Hand oder muss vor einem Bildschirm sitzen. Auch auf das Medienfeld „Coding/Robotik“ trifft dies zu. Gerade bei dem Thema ist es schwer vorstellbar, dass man hierbei auf einen Bildschirm verzichten kann.

Wie dies gelingen kann, möchte ich mit zwei Beispielen aus meinem eigenen Alltag verdeutlichen: 

 

Coding in der Kita I: Roboter sein

Für das Roboterspiel wird  kein digitales Gerät benötigt. Die Kinder schlüpfen hierbei entweder in die Rolle des Roboters oder in die des Programmierers. Dieser „steuert“ durch Sprachbefehle den Roboter durch den Raum. 

Im Vorfeld ist es wichtig, den Kindern die Funktionsweise und möglichen Befehle eines Roboter zu erklären. Zum Beispiel, einen Schritt vor- oder rückwärtsgehen, drehen nach links oder nach rechts.

Zu Beginn solle man die Kinder einfach frei ausprobieren lassen, später kann man dann feste Aufgaben (Start & Ziel) vorgeben oder sogar Hindernisse einbauen. Am verständlichsten ist es für Kinder, dies auf einen Fliesenboden zu machen oder vorher „Felder“ mit Klebeband vorzugeben.

Spielerisch und ganzheitlich lernen die Kinder so die Grundkenntnisse zum „Programmieren“ kennen.

Sascha Amrhein

Programmieren für Anfänger

  • Was meinst Du damit, wenn Du von Grundkenntnissen des Programmierens sprichst? Was lernen die Kinder dabei? 

Dass die Programmierung im übertragenen Sinne nichts anderes ist, wie eine Aneinanderreihung von Befehlen. Diese werden nicht zufällig gemacht, sondern haben immer einen festen Anfang/Auslöser und ein angestrebtes Ziel/Ergebnis. Wenn aber ein Schritt in der Abfolge fehlerhaft ist, so kann der gesamte Befehl nicht zum gewünschten Ziel führen. 

 

  • Kann man das als Erzieher:in so einfach umsetzen? Braucht man dafür nicht informationstechnologisches Wissen...?! 

Nein, ein Grundverständnis davon, wie dies „Programmieren“ funktioniert, ist vollkommend ausreichend. Wenn man dann überlegt, dass es vom Prinzip sehr ähnlich ist wie ein Kochrezept oder eine Bauanleitung, ist es dann noch einfacher.

 

Coding in der Kita II: Cubetto

Eine etwas technischere Möglichkeit ist der „Cubetto“. Es handelt sich hierbei um einen kleinen Roboter in Form eines Holzwürfels, der eine eigene „Spielwelt“ (Matte) mitbringt. Gesteuert wird er mithilfe von unterschiedlichen und farbigen Programmiersteinen, die auf ein Steuerungsbrett gelegt werden.

Die Grundbefehle des Cubetto sind fast die gleichen wie beim Roboterspiel. 

Auch hier ist es wichtig, die Funktionsweise zu besprechen und dann die Kinder frei ausprobieren zu lassen.  Erst dann kann man wieder gezielte Aufgaben stellen - oder die Gruppe stellt sich selbst Aufgaben.

Sascha Amrhein

Alltagsintegriert und kindgerecht

  • Es gibt ja noch weitere Roboter, die schon für den Einsatz in der Kita geeignet sind. Was macht denn den Cubetto aus Deiner Sicht so besonders? 

Na klar, es gibt viele weitere tolle Roboter für den Kita-Einsatz - spontan fällt mir noch der "Bee Bot" ein. Je nachdem wieviel Geld man ausgeben möchte, wird hier bereits einiges angeboten. Ich würde dazu raten, einfach mal herumzufragen, ob vielleicht eine andere Einrichtung schon einen Roboter hat und man ihn ausleihen kann.

Was den Cubetto aus meiner Sicht so besonders macht, ist, dass er sehr einfach zu bedienen ist. Auch jüngere Kinder können ihn bereits nutzen. An meinem Sohn (3 Jahre) konnte ich das super beobachten - nach einer kurzen Erklärung hat er eigenständig damit experimentiert und erste Erfahrungen gesammelt.

 

  • In welchem Rahmen würdest Du die jeweiligen Aktivitäten denn umsetzen? 

Das Roboterspiel eignet sich hervorragend für den Turnraum und ist daher auch mit einer „größeren“ Gruppe machbar. Eine Einführung des Cubetto würde ich hingegen mit einer Kleingruppe empfehlen. 

 

  • Vielen Dank, Sascha, für Deine praxisnahen und konkreten Impulse! Hättest Du zum Abschluss noch einen Rat für Kita-Fachkräfte, die gerade erst mit digitaler Medienbildung starten? 

Sich trauen und ausprobieren! Fehler gehören zu einem Lernprozess dazu.

Es muss zu Beginn auch kein riesiges Medienprojekt sein: Kleine Schritte wie bspw. mit den Kindern zusammen Bilder zu machen und daraus eine Collage zu erstellen, sind anfangs völlig ausreichend. 

Wichtig ist m.E. nur, immer alles erst einmal ohne Kinder und Zeitdruck in Ruhe ausprobieren. 

 

     

    Fazit von Jasmin Block

    Digitale Medien in der Kita? Zuerst denkt man vielleicht an Kinder-Apps und Lernspiele für das Tablet. Eine ganz andere Ebene sprechen Roboter-Spiele an: Hier geht es um informatische Bildung! Dadurch lernen schon die Jüngsten, was es bedeutet, zu programmieren. Das hat auch eine moralische Komponente: Wir steuern den Roboter, nicht er uns! So wird Medienkompetenz als vierte Kulturtechnik (neben Lesen, Schreiben, Rechnen) ganz greifbar.

    Übrigens: Erfahrungsgemäß finden Kita-Teams den Einstieg in die frühe digitale Bildung oft über Kita-App & Co. Findet das Digitale in Erzieher:innen-Hand bereits positiven Anklang, fällt es leichter, neue Medien auch in Kinderhand sinnvoll und zielgerichtet als Werkzeug zu nutzen. Ein guter Anlass also, Robotik & Coding auch in der Kita mitzudenken!