Digitalisierung in der Kita: Potenzial auf verschiedenen Ebenen!

Der Digitalisierung wird im Kontext früher Bildung häufig mit Skepsis begegnet. Dabei bieten einige Tools deutlichen Nutzen für mittelbare pädagogische Aufgaben.

Team bei organisatorischer Arbeit
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Heute durchdringen die digitalen Technologien den privaten und beruflichen Alltag der meisten Menschen. Sogar in die Kindertageseinrichtungen, die sich aufgrund ihres sozialen Charakters traditionell als analog verstehen, wirkt die Digitalisierung mit zunehmender Geschwindigkeit hinein. Doch das Potenzial der smarten Möglichkeiten im Kontext der Kita ist nicht immer offensichtlich und viele der Beteiligten winken ablehnend ab.

Zum Teil liegt dies darin begründet, dass das Stichwort „Digitalisierung in der Kita“ oft ausschließlich auf pädagogischer Ebene diskutiert wird. Zweifelsohne ist dies eine Dimension der Digitalisierung, mit der sich jede Kita eingehend auseinandersetzen sollte. Doch über die frühe Medienbildung hinaus ist ein zweiter Aspekt überaus interessant für die Belange einer Kita: die organisatorische Dimension. Inwiefern können digitale Tools die Abläufe in der Kita „leichter“, „besser“ oder „schneller“ machen? 

 

Qualitätvolle Pädagogik durch gelingende Organisation

Ganz klar: Im Zentrum der Bemühungen steht ein qualitätvolles Bildungs-, Erziehungs- und Betreuungsangebot. Doch um dieses Ziel zu erreichen, sind im Kita-Alltag zahlreiche organisatorische Abläufe zu bewältigen. Die Kommunikation mit den Eltern, der Informationsaustausch innerhalb des Teams, die Abwicklung des Verpflegungsauftrages, die Planung der pädagogischen Arbeit, Öffentlichkeitsarbeit, Personaleinsatzplanung… diese vielfältigen Aufgaben führen oft dazu, dass die Zeit knapp wird und es zu einer dauerhaften Überlastung der Verantwortlichen kommt. An dieser Stelle können digitale Tools durchaus Entlastung bieten, wenn sie bedarfsgemäß eingesetzt werden. 

Was genau funktioniert mit bzw. durch die Digitalisierung besser als ohne? Schließlich verringert sich das Aufgabenspektrum nicht, nur weil smarte Tools eingesetzt werden. Aber: Die einzelnen Tätigkeiten können gezielter und schneller ablaufen!

 

Mehrwert der digitalen Datenströme

Der Mehrwert ergibt sich aus dem konstitutiven Merkmal der Digitalisierung, die durch binärtechnische Systeme getragen wird. Durch die Umwandlung von Informationen in digitale Formate entstehen Daten, die sinnvoll weiterverwertet werden können. Ein Papierzettel ist statisch und wird nach Gebrauch abgeheftet oder weggeworfen. Bei einer digital gepflegten Information besteht die Möglichkeit der Weiterverarbeitung, Aktualisierung und Auswertung. Deshalb ist die Digitalisierung eine Chance, die – richtig eingesetzt – zu mehr Effizienz und Effektivität führen kann.

Pflegen Sie z.B. die Anwesenheit der Kita-Kinder regelmäßig im digitalen Gruppentagebuch einer Kita-App wie CARE, können Sie die Betreuungszeiten auswerten und ggf. exportieren, um gegenüber Behörden oder dem Träger auskunftsfähig zu sein. Aufwändige Tabellen, Listen und fliegende Klebezettel werden durch digitale Datenströme ersetzt - und die Dokumentation wichtiger Informationen läuft geradezu automatisch mit. 

 

Flexibilität durch digitale Möglichkeiten

Darüber hinaus ermöglicht uns der Einsatz von Bildschirmmedien (als Erscheinungsform des Digitalen) den einfachen, zeit- und ortsunabhängigen Austausch von Informationen. So ist es bspw. denkbar, die pädagogische Konzeption der Kita über die Homepage bereitzustellen. Damit erhöht sich die Reichweite und Interessierte müssen nicht etwa erst in die Kita kommen, um sich zu informieren. Diese sog. Dematerialisierung von der gedruckten Kita-Konzeption zur digitalen Variante hebt die Limitation des vormals physikalischen Gegenstandes auf.

Dieser Mehrwert wurde uns zuletzt während der pandemiebedingen Kita-Schließungen deutlich, als persönliche Kontakte untersagt waren. Die „kinderlose“ Zeit nutzen viele Fachkräfte, um sich mithilfe von E-Learning fortzubilden, die pädagogische Arbeit zu planen oder über kleine Videos und digitale Morgenkreise mit den Familien in Kontakt zu bleiben.

Es lohnt sich, einige dieser "Notlösungen" auch in der neuen Normalität beizubehalten. Insbesondere die digitale Elternkommunikation per Kita-App ist als zielgruppengerecht einzustufen, da sich dieses Format im privaten Bereich längst etabliert hat und viele Familien ihr Leben mithilfe des Smartphones organisieren. Via Kita-App kommen wichtige Informationen in Form von Kurznachrichten, PDF-Dateien und/oder Fotos unmittelbar bei den Eltern an. So können Sie sich von fliegenden Zetteln, die meistens auf dem Weg zwischen Kita und Zuhause verloren gehen, verabschieden! 

 

Ebenen der Digitalisierung in der Kita

Im Wesentlichen werden smarte Helfer (neben der Medienarbeit mit Kindern) von Kindergärten, Krippen und Horten auf drei Ebenen genutzt1:

 

 

Die Grundlage hierfür - das darf nicht unerwähnt bleiben - bildet die digitale Infrastruktur. Für reibungslose Arbeitsabläufe werden ausreichend Endgeräte und ein stabiler Internetzugang benötigt, da die modernen Helfer i.d.R. als Webanwendung konzipiert sind. Entsprechende Anregungen finden Sie im Beitrag über technische Voraussetzungen zur Nutzung von Kita-Apps

Darüber hinaus ist auch die inhaltliche Beschäftigung mit den Möglichkeiten der Softwarelösungen und den konkreten Bedarfen der einzelnen Kita unablässlich. So können Schmerzpunkte identifiziert und Zielvorstellungen formuliert werden. Blinder Aktionismus ist hier kontraproduktiv, da die Auswahl potenziell geeigneter Kita-Apps groß ist und die Erfahrung der Kitas zeigt, dass Qualität mehr nützt als Quantität. Ein Tool, das auf den ersten Blick "alles" kann, gibt es vielleicht - aber kann es auch alles richtig gut?! Lesen Sie hierzu gerne auch im Artikel über Kita-Apps im Vergleich nach. 

 

Organisation, Management & Verwaltung

Als etabliert kann mittlerweile die Verwendung einer Verwaltungssoftware in den Kindertageseinrichtungen bezeichnet werden. Sie unterstützt bei anfallenden Verwaltungsaufgaben und ermöglicht reibungslose Datenflüsse zur Rechnungsstelle, zur Abrechnung von Fördermitteln und/oder zur Personalverwaltung. Zudem können sich Leitungskräfte und Trägerverantwortliche schnell einen Überblick zur aktuellen Situation verschaffen, um weitere Schritte zu planen. Auch die Vergabe von Betreuungsplätzen wird häufig von datensicheren Online-Portalen gestützt. 

Beispiele Kita-Management:

  • Erfassung, Dokumentation und Auswertung von An- und Abwesenheiten der Kinder
  • Zentrale Ablagemöglichkeit für Betreuungsverträge und andere Dokumente, Stammdatenpflege
  • Dienstplanung und -dokumentation, Planung zur Einhaltung des Personalschlüssels
  • Interne Kommunikation des Kita-Teams sowie zwischen Träger und zugehörigen Kita(s)
  • Qualitätsmangement, smarte Tools zur Erfassung und Entwicklung gelingender Prozesse und Interaktionen
  • Datenverwaltung und -export zum Zweck der Fördermittelbeantragung und statistischen Auswertung (Berichtswesen)

 

Kommunikation mit Eltern

Einer der zentralen Aspekte außerfamiliärer Betreuung ist die gelingende Bildungs- und Erziehungspartnerschaft mit den Eltern der Kita-Kinder. Hier leisten smarte Möglichkeiten gute Dienste, da sie die zeitgemäße und zielgruppenorientierte Elternkommunikation ermöglichen. Dabei geht es keineswegs darum, den persönlichen Austausch zu ersetzen, sondern ihn gewinnbringend zu ergänzen. Der Mehrwert liegt darin, allgemeine Infos und organisatorische Details in der App platzieren zu können. Dadurch steigt die Qualität der Dialoge zwischen Tür und Angel und pädagogische Interaktionen finden störungsfreier statt. Lesen Sie hierzu gerne den Beitrag Mehr Zeit fürs Wesentliche: Die Kita-Kinder!

Beispiele Elternkommunikation: 

  • Digitale Pinnwand zur Infoweitergabe an alle Eltern der Einrichtung, digitaler Elternbrief
  • Terminkalender für Veranstaltungen und Aktivitäten in der Kita, verbindliche Terminvereinbarungen
  • Teilen von Eindrücken und Neuigkeiten aus dem pädagogischen Alltag (zur Erhöhung der Transparenz)
  • Übermittlung wichtiger Dokumente und Dateien
  • Berücksichtigung von Mehrsprachigkeit durch praktische Übersetzungsfunktion für fremdsprachige Eltern
  • Bidirektionaler Austausch knapper Infos zwischen Erzieher:innen und Eltern (z.B. Abholzeiten und -personen)

 

Vor- und Nachbereitung der pädagogischen Arbeit

Die tägliche Herausforderung der Fachkräfte in Kindergarten, Krippe und Hort ist es, den Alltag pädagogisch sinnvoll zu gestalten. Es gilt, die kindlichen Bedürfnisse und Themen zu erkennen und aufzugreifen. Entwicklungsdokumentation ist ein wichtiges Instrument qualitätvoller Pädagogik und wird mit verschiedenen Methoden umgesetzt. Didaktisch gelungene Bildungsmomente zu schaffen erfordert auch immer wieder ein hohes Maß an Ideenreichtum und Kreativität. Auf dem aktuellen Stand zu sein verlangt die beständige Weiterentwicklung durch Information, Reflexion und Fortbildung. Digitale Tools und Plattformen können unterstützen und Zeit sparen.

Beispiele Vor- und Nachbereitungszeit: 

  • Digitale Fotografie- und Portfoliofunktion zur effizienten Beobachtungs- und Dokumentationsarbeit im Hinblick auf kindliche Entwicklungsschritte 
  • Rechnergestützte Auswertung bei standardisierten, quantitativen Beobachtungsbögen und Entwicklungsscreenings
  • Blogs, Mediatheken und digitale Handbücher für fachliche Themen rund um frühkindliche Bildung, Betreuung und Erziehung (FBBE) 
  • E-Learning und Webinare zur Fort- und Weiterbildung der Fachkräfte und Leitungen
  • Ideenportale mit Anregungen für bildungsbezogene Aktivitäten, Lern- und Spielmaterialien
  • Foren- und Netzwerkarbeit sowie kollegiale Beratung in überörtlichen Konferenzen

 

Auch Digitales muss gehandhabt werden

Bei allen Vorteilen der Digitalisierung auf den verschiedenen Ebenen der Kita: auch digitale Daten und Informationen müssen gemanagt werden! Hier zeigt sich zum einen, ob ein smarter Helfer wirklich gelingend konzipiert ist. Zum anderen stehen die Akteure in der Verantwortung, sich praktikable Vorgehensweisen zu erarbeiten, um den maximalen Gewinn aus den smarten Möglichkeiten zu ziehen. 

Generell gilt, dass die Digitalisierung nur dann sinnvoll ist, wenn sie Nutzen entfaltet. Deshalb gilt es, zu Beginn eines Digitalisierungsprozesses die Ziele der jeweiligen Einrichtung zu formulieren. Diese können verschiedenartig und vielfältig sein und beziehen sich bspw. auf die zeitliche Entlastung des pädagogischen Personals, auf einen Zugewinn an fachlich-inhaltlichem Know-How oder auf die Einführung eines geeigneten Steuerungstools. Letztlich zahlen Sie damit auf das Konto der Kita-Qualität und der Personalbindung ein. 

In jedem Fall ist die Implementierung digitaler Werkzeuge je nach Intensität und Umfang als eine mehr oder weniger umfassende Prozessinnovation einzustufen, die unbedingt einer Befähigung der beteiligten Akteure bedarf. Hierfür sind entsprechende Personal-, Zeit- und Finanzressourcen einzuplanen, die sich jedoch nach der Einführungsphase i.d.R. schnell wieder amortisieren.

 

Quelle: 

(1) Knauf, H. (2019). Digitalisierung in Kindertageseinrichtungen. Ergebnisse einer Fragebogenerhebung zum aktuellen Stand der Nutzung digitaler Medien. Bielefeld Working Paper, S. 5.

 

Fazit

Digitale Technologien können auf den verschiedenen Ebenen der Kindertageseinrichtung Nutzen entfalten. Sowohl im Hinblick auf mittelbare pädagogische als auch auf organisatorische Tätigkeiten können sie einerseits Entlastung und andererseits Mehrwert bieten. So kommen die Potenziale der smarten Helfer insbesondere in der Organisations- und Qualitätsentwicklung von Kitas zum Tragen.