Digitales Lernen in der Kita: Interview mit den Gründerinnen von EDURINO

Sinnvoll sind digitale Medien in der Kita nur dann, wenn sie altersentsprechend eingesetzt werden. Ein neuartiges Produkt folgt einem interessanten Ansatz.

Ein Mädchen arbeitet konzentriert am Tablet, auf dem die EDURINO-App zu sehen ist
Foto erstellt von EDURINO - www.edurino.com
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Was können Kita-Kinder lernen, wenn sie am Tablet arbeiten? Da fragen wir doch mal bei Franziska & Irene nach. Sie sind die Gründerinnen von EDURINO. Ihr Ansatz: Digitale Bildung mit haptischen Elementen. Jasmin Block vom Handbuch Digitale Kita spricht mit den beiden Expertinnen über den Medieneinsatz in der Kita, interaktives Lernen und bedeutsame Zukunftskompetenzen. 

5 Fragen zum Digitalen Lernen

  •  "Digitales Lernen zum Anfassen" - das ist die Mission von EDURINO. Was steht für Euch hinter diesem Gedanken?

Franziska & Irene: Unsere Vision ist es, das haptische Lernen mit dem digitalen Lernen zu verbinden. Digitale Medien sollen nicht von dem Lernen in unserer gewohnten Umgebung getrennt sein. Eher im Gegenteil: Digitale Medien sind mittlerweile Teil einer vielseitig gestalteten Lernumgebung und sollten unserer Meinung nach ganz normal dazugehören.

Deshalb haben wir ein Spiel- und Lernsystem entwickelt, das analoge mit digitalen Kompetenzen verbindet. Die Benutzung unserer haptischen Spielfiguren ist in unsere digitalen Lernwelten integriert. Zudem nutzen die Kinder zum Bearbeiten der Aufgaben auf dem Tablet unseren ergonomischen Dreikantstift für Links- und Rechtshänder:innen. Diesen haben wir extra so konzipiert, dass damit eine unverkrampfte Stifthaltung gemäß der Dreipunkthaltung sowie eine flüssige Stiftführung eingeübt wird.

Uns ist es wichtig, dass wir neben den klassischen Schulkompetenzen auch Zukunftskompetenzen, wie den Umgang mit digitalen Medien schulen, denn wir sehen es als unsere Aufgabe an, unsere Kinder bereits jetzt auf die Welt von Morgen vorzubereiten.

 

  • Digitale Medien in der Kita – das ist ein Thema, das noch immer kontrovers diskutiert wird. Welcher Schatz steckt in früher Medienbildung?

Franziska & Irene: Nicht nur durch Corona sehen wir, dass sich die Bildung zunehmend auch in unseren klassischen Bildungsinstitutionen hin zu einem stärkeren digitalen Medieneinsatz verändert. Das Verrückte ist, dass in der Erwachsenenbildung das digitale Lernen überhaupt nicht mehr wegzudenken ist, ja, sogar von den Lernenden selbst gefordert wird. Das hat natürlich den Vorteil, dass heutzutage alle so gut wie zu jeder Zeit an jedem Ort eine Weiterbildung nach Wahl machen kann und sich das Weiterbildungsangebot damit extrem vergrößert hat.

Den Kindern aber verwehren wir diese Option irgendwie noch immer und sie müssen nach wie vor in Klassenräumen sitzen und das lernen, was die Lehrkraft vorgibt. Und das Absurde ist, dass es sich bei dem Umgang mit den digitalen Medien auch um eine Kompetenz handelt, die unseren Kindern in der Zukunft abverlangt wird. Dennoch zögert man immer noch mit größter Vorsicht, sie an diese Technik heranzuführen. Dies führt unserer Meinung nach dazu, dass die Schere zwischen dem, was unsere Kinder lernen und dem, was sie nach ihrer Ausbildung können sollten, immer größer wird. Wir möchten das mit EDURINO ändern.

Mit unseren Lernspielen sollen die Kinder erfahren, dass Lernen Spaß macht und dass es sinnvoll ist, sich mit digitalen Lerninhalten aktiv auseinanderzusetzen. Uns ist es wichtig, dass unsere Kinder bei den Spielen dabei individuell gefördert werden und außerdem Zukunftskompetenzen erlernen, die ihnen später auch etwas bringen. Da etwa 50% aller Berufe, die unsere Kinder später ergreifen, heute noch nicht existieren, bieten wir ihnen durch die Förderung von Informations-, Medien- und Technologiekompetenz eine gute Grundlage für das Leben im 21. Jahrhundert.

Interaktive Inhalte wie ein digitales Lernprogramm ermöglichen es, dass verschiedene Sinne gleichzeitig angesprochen werden können. Je nachdem, welche Lernpräferenzen ein Kind hat, kann es sich so z.B. auf die visuellen oder auf die auditiven Aspekte konzentrieren, sodass der Lerninhalt individuell besser aufgenommen wird. Darüber hinaus ist es für uns eine Selbstverständlichkeit, einen gesunden Umgang mit den Medien zu schulen, deswegen verbinden wir in unseren Lernspielen ja auch die haptischen mit den digitalen Kompetenzen.

 

  • Ihr entwickelt die Lernspiele im Dialog mit Partner-Kindergärten. Wie gestaltet sich der Einsatz der Tablets mit EDURINO in der pädagogischen Praxis?

Franziska & Irene: In der Regel setzen wir uns in Kleingruppen mit den Kindern zusammen und machen erst einmal ein paar Vorübungen, sozusagen ein kleines Warm-Up. So prüfen wir spontan ihr Vorwissen ab und schauen uns an, wie heterogen die jeweilige Gruppe ist. Manchmal haben wir Kinder dabei, deren Muttersprache eine andere als Deutsch ist. Hier ist für uns klar, dass wir - gerade bei den Sprech- und Schreibübungen - gegebenenfalls besondere Hilfestellung leisten müssen. Danach teilen wir uns auf und starten gemeinsam mit den Kindern unser Spiel.

Wichtig ist uns dabei, dass wir die Kinder aktiv begleiten, d.h. für Fragen zur Verfügung stehen, wenn sie etwas nicht verstehen und auch aktive Hilfestellungen leisten, falls sie Schwierigkeiten bei manchen Aufgaben haben. Es ist toll zu sehen, wie unterschiedlich die Kinder an die Aufgaben herangehen und das zeigt uns auch, wie wir die Spiele konzipieren müssen. Es ist wichtig, dass wir den Kindern einen kreativen Freiraum geben, um die Spielaufgaben zu bearbeiten und dass wir an bestimmten Stellen Wiederholungen einbauen, damit sich das neu gelernte Wissen verankern kann.

Bei den regelmäßigen Besuchen in unseren Partner-Kindergärten, merken wir immer wieder, wie ehrlich und direkt die Kinder antworten. Wenn sie etwas nicht so gelungen an dem Spiel finden, sagen sie es direkt und manchmal müssen wir uns da auch an die eigene Nase fassen und Dinge korrigieren, die wir vielleicht vorher zu sehr durch die “Erwachsenenbrille” gesehen haben. Zum Glück geschieht das nicht so oft. Dafür arbeiten wir auch schon im Vorfeld mit verschiedenen Expert:innen, wie Logopäd:innen, Ergotherapeut:innen und Pädagog:innen zusammen, um die Spiele schon von Anfang an so kindgerecht wie nötig und so anspruchsvoll wie möglich zu konzipieren. Und das Feedback der Eltern und Erzieher:innen war bisher immer sehr gut.

 

  • Habt ihr einen Einblick, in welcher Art und Weise Eure Partner-Kitas darüber hinaus die Medienbildung mit den Kindern umsetzen?

Franziska & Irene: Die digitale Medienausstattung in unseren Kindergärten ist so unterschiedlich wie die Kindergärten selber, was auch daran liegt, dass jeder Kindergarten einen anderen Schwerpunkt bei seinem pädagogischen Konzept setzt. Manch ein Kindergarten, wie z.B. unser Partner-Kindergarten Elly & Stoffl wirbt mit seinem Konzept “Tablets & Treetops” sogar explizit mit seiner Medienausstattung. Hier haben die Kinder die Möglichkeit, ihre Erlebnisse in der Natur anhand von digitalen Medien aufzuzeichnen und anschließend nachzubereiten.

Andere Partner-Kindergärten von uns, wie der Kunstkindergarten, haben z.B. noch gar keine digitale Ausstattung. Sie freuen sich aber, dass wir mit EDURINO ihr pädagogisches Konzept in diese Richtung ergänzen.

Insgesamt haben wir aber den Eindruck, dass die Kindergärten generell sehr interessiert an dem Einsatz von digitalen Lernspielen sind. Die EDURINO App wird auch im Rahmen eines Forschungsprojekts an der LMU München (Rotary4Kitas) empfohlen und eingesetzt.

 

  • Könnt ihr den Kitas praktische Tipps geben, wenn sie mit EDURINO in die digitale Bildung starten möchten? Welche Voraussetzungen sind nötig?

Franziska & Irene: Der Start mit Edurino ist ganz einfach. Man braucht nur ein funktionsfähiges digitales Medium wie ein Smartphone oder Tablet. In der Regel empfehlen wir jedoch auf Grund der Größe und des Gestaltungsspielraums für die Kinder tatsächlich eher ein Tablet, da die Displays der Smartphones oft kleiner sind und sich so nicht unbedingt optimal für die Bearbeitung der Spiele eignen. Unser Spiel läuft auf den gängigen drei Betriebssystemen Android, Apple und Amazon Fire. Die App wird ganz normal in den dazugehörigen App Stores heruntergeladen. Mit unserer Spielfigur, die man dann beim Öffnen des Spiels auf das Display setzt, ist das Spiel dann freigeschaltet und man kann sofort loslegen.

In unserem Ratgeber-Bereich haben wir hilfreiche Studienergebnisse zusammengefasst, sodass die Erzieher:innen und Eltern über unsere Spiele hinaus noch Anregungen erhalten, wie sie ihre Kinder z.B. im Bereich der Graphomotorik oder im Bereich der mathematischen Kompetenzen effektiv fördern können, falls hier noch weiterer Bedarf besteht.

 

  • Vielen Dank für die interessanten Einblicke! Wir wünschen den Kitas viel Freude bei der Umsetzung von Medienbildung mit EDURINO - und Euch natürlich viel Erfolg und weiterhin so großartige Ideen! 

Fazit von Jasmin Block

Der Wert früher Bildung mit digitalen Lernmedien liegt insbesondere in den Schnittstellen zu verschiedenen Bildungsbereichen. Hier knüpft das Produkt sehr gelingend an: Wenn die Kinder etwa den Fuchs Mika bei seinen Abenteuern in der Welt der Worte unterstützen, werden typische Vorläuferfähigkeiten für das Lesen und Schreiben gefördert. Die phonologische Bewusstheit wird im ersten Abschnitt mithilfe von Reimspielen angeregt, die in spannende, lustige und leicht nachvollziehbare Geschichten eingebettet sind. Auch die Auge-Hand-Koordination sowie die gezielte Stiftführung wird angesprochen, indem bspw. eine fleißige Ameise durch das Labyrinth zu sich reimenden Begriffen geführt werden muss. Es folgen weitere Abschnitte zu langen und kurzen Wörtern, Silben sowie Anlauten und Buchstaben, die didaktisch sinnvolle Abwechslung in die Vorschularbeit bringen. 

Sie möchten mehr über das Produkt erfahren? Besuchen Sie Franziska & Irene auf der EDURINO-Homepage!