Ja ich will. Die Scheidung.

Ich war sieben, als meine Eltern mir verkündet haben, dass sie sich trennen. Dass Papa auszieht. Diesen Moment werde ich nie vergessen. Damals, 1995 waren die meisten Eltern meiner Schulfreunde ein Paar. Ich war anders. Wurde mitleidig angesehen.
Heute ist das anders. Ein Glück für die Trennungskinder, eine krasse Veränderung in der Gesellschaft. Satte 39,6% (2023) der Ehen in Deutschland werden geschieden. Wow.   

Ich selbst lebe getrennt vom Vater meiner ältesten Tochter. Wir sind sehr jung Eltern geworden und als Paar haben wir es einfach nicht überlebt – wir haben aber den Luxus, dass uns noch heute eine innige Freundschaft verbindet, die alles möglich macht. Er übernachtet bei uns, passt auf die kleinen Kinder auf, für die er auch eine immense Rolle spielt, da er ja gefühlt IMMER hier ist und vor allem ist er noch heute ein wichtiger Berater für mich. Passiert etwas, rufe ich zuerst meinen Mann an, geht der nicht dran, rufe ich meinen Exmann an. Klingt komisch, ist aber so.

Was uns heute gelingt, war nicht immer einfach. Wir haben uns nicht getrennt, weil eine andere Person eine Rolle gespielt hat, sondern weil wir ehrlich zu uns und zueinander waren. Das ist die goldene Regel. Ehrlichkeit in allen Lebenslagen. Was aber ebenso entscheidend war ist, dass wir uns als Eltern immer respektvoll und dankbar gegenüber getreten sind. Kein Partner, kein Streit und keine Situation ändert die Tatsache, dass dieser Mann (oder diese Frau) die wichtigste Person im Leben eures Kindes neben euch selbst ist und auch über die Trennung hinaus bleiben wird. Sich selbst zurückzustellen zum Wohle des Kindes ist das oberste Gebot.

Unsere Tochter war gerade zwei, als wir uns getrennt haben. Ich war vor ihr traurig, ich war vor ihr glücklich, wir haben zusammen Papa vermisst und uns in meine selbst gewählte Situation gefunden. Wir alle drei. Heute weiß ich, dass es absolut richtig war, uns geht es allen besser. Ich habe einen Mann gefunden, den ich auf allen Ebenen liebe, einen Freund behalten, der sich anfühlt wie Zuhause und er hat eine Partnerin gefunden, die er auf eine Art liebt, die ich ihm nie hätte bieten können.

Dieser Artikel soll dir zeigen, dass es immer viele Wege gibt mit einer Trennung umzugehen. Es muss nicht mit Hass, Missgunst und Wut einhergehen. Natürlich geht das nicht immer, aber gerade, wenn es nicht gelingt, durchlebt die Emotionen gemeinsam mit euren Kindern. Seid nicht hart, sondern rockt das gemeinsam – mit eurem kleinen Partner in Crime.

Eines steht fest: Während einer Trennung leisten alle Großes. Emotional, körperlich, seelisch – Hut ab.

Es wird besser. Versprochen.

Seid ihr getrennt? Habt ihr ein gutes Verhältnis zum anderen Elternteil? Wo hättest du dir mehr Support gewünscht? Lass es mich wissen! Gerne auch als Gastautor:in oder im Interview: sandra.schrade@carloandfriends.de