Ich mach den Mund nicht auf!

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Ich mach den Mund nicht auf! Lesezeit Icon Min Minuten Lesezeit

Wenn die Kleinen zum Zahnarzt sollen.

"NEIN NEIN NEIN NEIN NEIN!" Meine Kurze steht vor dem Zahnarztstuhl und bewegt sich keinen Milimeter.

"Wir müssen das machen, Maus. Der Arzt ist total lieb, deine Zähne müssen kontrolliert werden. OK?" "NEIN NEIN NEIN NEIN NEIN" Mit Engelszungen reden die Helferin, der Zahnarzt und ich auf die Kurze ein. Immer wieder versuchen wir unser Glück. Die große Schwester geht voran, zeigt, dass es nicht schlimm ist UND die Kurze verweigert. Als wir einen kleinen Teilerfolg feiern, sitzen wir beide auf dem Stuhl. Sie liegt auf mir. Der Stuhl fährt zurück. Der Zahnarzt hat mittlerweile mit einer kleinen Schatztruhe gelockt, aus der man sich etwas aussuchen darf, wenn man mutig war. DOCH wir liegen nun zusammen auf dem Stuhl und der Mund bleibt. Richtig. ZU. Der kleine Labersack labert auf einmal kein einziges Wort mehr. Der Zahnarzt bricht mit meinem Einverständnis ab. Gezwungen wird hier keiner. Die Kleine darf trotzdem was aus der Kiste nehmen und freut sich. "Ich war richtig mutig!" erklärt sie der Sprechstundenhilfe am Empfang und wedelt stolz mit ihrem Zauberstab aus Plastik.

Früher hätte mich die Situation gestresst. Ich hätte mich nicht gut gefühlt, weil ich mein Kind nicht dazu gebracht habe zu tun, was verlangt wurde.

Heute denke ich mir, dass es total egal ist. Ich checke und putze ihre Zähne und bei der nächsten Kontrolle ist der Stuhl bekannt, das Fahren darauf auch, die Schatztruhe wird erwartet UND dann geht vielleicht auch der kleine Schnabel auf.

Abends liegt sie auf dem Sofa und erklärt ihrem Papa, wie das genau war. Er soll den Mund aufmachen, sonst kann sie, der Doktor, ja gar nichts sehen. Als er sich weigert sagt sie: "Ist nicht schlimm, du sollst nicht traurig sein – nimm dir trotzdem was aus der Kiste. Du warst auch mutig, wenn dein Mund nicht aufgeht."

Stolz bin ich, das Prinzip scheint sie verstanden zu haben und ohne Druck ist der Besuch zwar kein Erfolg aber – viel wichtiger – auch kein Trauma.