Zuckerfrei im ersten Jahr

„Ach, darf deine Tochter schon Zucker?!“ Meine Freundin und Neu-Mama sitzt mit mir am Kaffeetisch und ich schiebe meiner damals 10 Monate alten Tochter eine Gabel mit Kuchen in den Mund. Klaro, denke ich. Ist Kind Nummer 3. 

Bei Kind Nummer 1 habe ich das echt noch versucht. Kein Zucker. Bis sie 1 ist. 
Sogar den Geburtstagskuchen habe ich mit Agavendicksaft gesüßt. Witzige Geschichte auch, die ich NIE vergessen werde. Ich gehe in Hamburg in den Bio-Laden suche zwischen Regalen und sehe im Augenwinkel einen Mitarbeiter. Ich sage „SIE sehen aus, als könnten Sie mir helfen. Ich suche Dicksaft. Agavendicksaft.“ Hinter mir höre ich das Zischen meines Exmannes, der sein Lachen kaum noch unterdrücken kann. Der Verkäufer ist dick. Sehr dick.  Den gesamten Heimweg muss ich mir anhören „SIE sehen aus, als wüssten Sie, wo der DICKsaft steht.“ Daran muss ich noch heute denken, wenn ich DICKsaft kaufe :D

Zurück zum Thema: Kind 1 kam ohne Zucker aus. Danach haben wir den Zugriff limitiert aber auch nicht verboten. Hier und da mal ein Eis, ein Joghurt oder eben ein Keks haben nicht geschadet. Zahnhygiene mal als Selbstverständlichkeit vorausgesetzt – die braucht es ja aber auch bei Frucht- oder Milchzucker.

Kind 2 kam auf die Welt. Zuckerfrei dauerte genau vier Monate. Ich komme die Treppe herunter und sehe, wie Kind 1, Kind 2 mit einem Fruchtzwerg füttert. „Reg dich nicht auf, Mama. Ich hab extra Kinderjoghurt genommen, die is ja noch ein Baby.“ Danke. Zucker im Kind. 

Kind 3 ist im Mai geboren. Es war August, als sie genüsslich das erste Mal am Eis der Schwester leckte. „Mama – es ist so heiß. Ich hab extra das Harte vom Kaktus abgebisst, damit sich Beebi nicht verschluckert.“ Danke, Kind 2. 

Ich wurde entspannter und entspannter – ABER es gibt bei uns Zucker mit Bedacht. Es darf genascht werden, aber in Maßen. Es darf auch mal eine Schorle getrunken werden, aber eben hauptsächlich Wasser. Wie immer denke ich mir, die Menge macht’s. 

Und wenn ich an Verbote denke, bewirken die ja meistens das absolute Gegenteil. So habe ich Jan-Hendrik vor Augen, der mit mir in den Kindergarten ging und auf Kindergeburtstagen immer brechen musste, weil er ALLES an Süßkram auf einmal vertilgt hat, weil es das zuhause nicht gab.

Und ganz ehrlich – so einen Jan-Hendrik brauche ich nun auch nicht.
Daher lieber mit Bedacht auch mal ein bisschen Zucker.
So. Und ich esse jetzt mit Bedacht noch ein Stück Kuchen, denn die Nacht kann weg und manchmal hilft Zucker auch müden Mamas um durch den Tag zu kommen.

Durften eure Kinder im ersten Jahr Zucker? Habt ihr das überhaupt durchdacht oder einfach gemacht?