Ostern - einfach nur „Kack-Eier“ oder echte Geschenke?

Osterei im Gesteck
Wissenswertes
Ostern - einfach nur „Kack-Eier“ oder echte Geschenke? Lesezeit Icon Min Minuten Lesezeit

Grundregel: Was nicht ins Nest passt, ist zu viel.

„Was schenken wir unseren Kindern zu Ostern?“ Mein Mann sitzt am Küchentresen und schaut mich an. „Äh. Nichts.“ entgegne ich. Für mich ist Ostern kein Fest um Geschenke zu machen. „Aber ich habe als Kind immer etwas bekommen. Komm. Zumindest eine Kleinigkeit im Nest.“ 

Ich erinnere mich an meine Kindheit. Neben dem klassischen Eiersuchen gab es Schokolade. Und wenn der Hase einen guten Tag hatte auch ein kleines Buch oder eine Kassette. Aber ist das wirklich der richtige Rahmen um etwas zu schenken? Ich google – und stoße auf Hanni Hase. 

Der Service „Mümmelmann“ der deutschen Post ist wie die Post an den Weihnachtsmann. 
„Am Waldrand 12 in Ostereistedt“ wohnt der fiktive Hanni und Kinder können ihm echte Briefe schreiben. Früher wurde dem Hasen ein schönes Fest gewünscht, oder die Kinder wollten gern eine bestimmte Schokolade. Heute schreiben die Tildas, Lukas und Johanns unserer Zeit richtige Wunschzettel: Fahrrad, IPad – Ostern wird hier regelrecht zum kleinen Weihnachten. 
Ich merke, wie ich mich damit überhaupt nicht identifizieren kann.  Ich entscheide, dass dieses Geschenke-Wettrüsten ohne uns passieren soll. Mein Mann und ich einigen uns auf Kleinigkeiten. 
Einen Tonie, ein Pixibuch, Stifte  – Grundregel: Was nicht ins Nest passt, ist zu viel.

Kurz vor Ostern kommt die Große und will mir sagen, was sie sich wünscht. 
„Boar Mama, das ist voll ungerecht, ALLE bekommen was zu Ostern nicht nur Kack-Eier.“ 
Ich frage sie, wie sie auf die Idee kommt, dass Ostern ein Fest der Geschenke ist und frage sie, ob sie überhaupt weiß, was Ostern genau ist. Und warum wir uns diese so genannten „Kack-Eier“ schenken. 

Wir starten die Recherche. 
Meine Tochter und ich gucken uns an.  
Es ist so logisch, dass es weh tut und dennoch haben wir es nicht gewusst: 
Der Grund für die bunten Eier ist, dass in der Fastenzeit nicht nur auf Fleisch verzichtet wurde, sondern auch auf Eier. Da die Hühner ja aber nicht aufhören in dieser Zeit Eier zu legen, haben die Bauern sie eingekocht und so haltbarer gemacht. Damit man wusste, welche alt und welche neu sind, haben sie die Eier aus den ersten drei Wochen der Fastenzeit eingefärbt. Meistens rot oder gelb. Diese gab es dann nach dem Fastenbrechen zuerst – also Ostern. 

Ostern ist immer der erste Sonntag nach dem ersten Vollmond nach Frühlingsanfang. 
Der 22.3 ist somit der frühestmögliche Termin, der 25.4. der späteste. Da Himmelfahrt und Pfingsten von Ostern abhängen, sind diese Tage ebenso variabel. Das Osterfest beginnt bei uns – und den meisten Familien in Deutschland, mit Gründonnerstag. Der Tag des Abendmahls, welches Jesus mit seinen Jüngern am Vorabend seines Todes einnahm. Hier endet auch heute noch die Fastenzeit für die Christen. Am Folgetag, Karfreitag, wurde Jesus gekreuzigt. 
Kaar bedeutet Klage, Elend und Trauer. Da die 15. Stunde dieses Tages die Todesstunde Jesus kennzeichnet, werden viele Gottesdienste genau dann abgehalten. Bis Samstag Abend, 23h herrscht nun Stille in den Kirchen. Es gibt keine Kerzen, keine Blumen und keinen Gesang. Erst in der Nacht zum Ostersonntag siegt das Leben über den Tod und demonstriert Jesus Auferstehung. Ostern ist das höchste Fest der Christen und das zentrale Ereignis ihrer Religion. Am Ostermontag trafen zwei Jünger auf Jesus und berichteten auch den anderen von seiner Lebendigkeit. 40 Tage später erfasste eine Wolke Jesus und trug ihn in den Himmel – Himmelfahrt. 

Wir haben so viel gelernt. Auch ich, obwohl dieses Jahr zum 35. Mal Ostern für mich ist. 
Meine Große und ich sind uns einig, dass wir die Eier dieses Jahr mit anderen Augen sehen und essen werden. Auch, dass wir die roten und gelben Eier lieber an Papa abtreten. Geschenke sind OK, ich berichte ihr von der „Muss-in-Nest-passen-Regel“ und sie ist einverstanden.

Im Gehen sagt sie: „Ach Mama, so ein Gutschein von H&M ist ziemlich klein, der passt auf jeden Fall ins Nest“.

Es ist und bleibt meine Tochter.