Muttertag & Vatertag
Woher der Bollerwagen-Bier-Brauch kommt.
Es ist Sonntag. Der zweite im Mai. Richtig – Muttertag.
Schon am Freitag kommen zwei aufgeregte Mäuse mit gebastelten Highlights aus der KiTa und können es gar nicht abwarten sie mir zu schenken. Auf beiden steht, dass ich die Beste bin und sie froh sind, mich zu haben. Eine schöne Tradition, wenngleich MUTTERtag für mich nicht, wie beim männlichen Pendant bedeutet, dass ich mit dem Bollerwagen OHNE Kinder durch das Dorf ziehe, mich betrinke und am Folgetag Brückentag zum Ausschlafen habe. Nein. Muttertag ist Sonntags. Danach kommt Montag. Ich denke, dass das mit Kalkül passiert ist.
Ich wache also auf, werde mit einem Strauß Blumen überrascht und dann beginnt ein Tag wie jeder andere. Ich putze, wasche, kümmere mich und die Kinder sind fester Bestandteil jeder Minute – Feiertag eben. Am Abend sage ich meinem Mann, dass ich das an Vatertag ebenso von ihm erwarte.
Ein Tag, an dem er VATER ist und nicht weg. Wir googeln und gucken, warum die Traditionen so unterschiedlich sind, warum Mütter keinen Bollerwagen voll mit Bier haben.
Tatsache ist, Muttertag gibt es schon lange. 1907 entstand er, weil die amerikanische Frauenrechtlerin Anna Jarvis ihre verstorbene Mutter ehren und auf Probleme von Frauen aufmerksam machen wollte. In der NAZI-Zeit wurde er dann zum Feiertag in Deutschland. Genau, wie auch der Tag der Arbeit, diente dieser Schachzug allerdings keinesfalls dazu Frauen zu stärken, sondern sie als Anhänger zu generieren. Das Leitbild der Mutterschaft war schließlich wichtig, um „das deutsche Volk zu reproduzieren“.
Toll, denke ich. Nazi-Tag für Gebärmaschinen.
Und Vatertag? Den Namen Vatertag hatte man für Himmelfahrt schon im Mittelalter, denn an diesem Tag stieg Jesus zu seinem göttlichen Vater auf. Dass aber nicht nur Gott, sondern alle Väter diesen Tag bekommen, änderte sich erst im 19. Jahrhundert. An Vatertag ging es immer schon in die Natur – allerdings nicht zum Saufen, sondern zum Beten für eine gute Ernte. Bollerwagen und Bier kamen bedeutend später zum Brauch dazu – zurückzuführen ist das auf eine Marketingidee einer Berliner Brauerei. Die Kombination aus Bier, Natur und Männern hielt diese schon Ende des 19. Jahrhunderts für sinnig.
Vatertag ist also älter als Muttertag. OK. Punkt für Vatertag. Nur in Deutschland gibt es allerdings den Bollerwagen-Bier-Brauch wegen einer Brauerei in Berlin. Ich fordere nun also ENTWEDER Vatertag wie Muttertag zu zelebrieren, oder appelliere an einen findigen Likör-oder Sekthersteller eine grandiose Kampagne auf die Beine zu stellen, die auch Frauen einen Tag OHNE Kinder bringt.
Wie seht ihr das?
Ist das fair?