Lampen, Lampen, Lampen
Warum selbstgemachte Geschenke viel mehr sind, als nur das Endprodukt.
Mein Papa ist höchst kreativ, besonders im Verwandeln von Gegenständen in Lampen.
Er baut Lampen aus fast allem: Lampen aus Parfumflaschen. Lampen aus Golfschlägern. Lampen aus Löffeln und Lampen aus alten Weinflaschen – als Kind bekam ich zu jedem Geburtstag eine Lampe. Seiner Meinung nach kindlich passend. Meiner damaligen Meinung nach unfassbar beknackt.
Weder der Adidas-Schuh-Wunsch wurde durch eine Lampe erfüllt, noch die heiß gewünschte CD von Wyclef Jean. Aber ich hatte eine Parfumflaschen-Lampe an der Decke, eine Weihnachts-Lampe am Bett und einen beleuchteten Bilderrahmen an der Wand.
Als Erwachsener denkt man sich: GEIL! Als Kind denkt man sich: WHAT?!
Und genau da komme ich im Hier und Jetzt an.
Nach meinem Ausbruch mit 17: „Hör bitte endlich auf damit mir Lampen zu schenken, ich kann deine verkackten Lampen nicht mehr sehen, ich will dann lieber Geld!“ (Asozial – weiß ich heute natürlich selbst) bekam ich nie wieder Lampen. Was mein Teenie-Ich aber nicht bedacht hat ist, wie viel Zeit, Geduld, Kreativität und Muße mein Vater in diese Kunstwerke gesteckt hat. Ich habe meine nicht erfüllten Wünsche gesehen, nicht aber das Wertvollste, was mein Papa da in mich investiert hat: seine Zeit.
Wir haben uns ausgesprochen, als ich zum ersten Mal Mama wurde. Richtig ausgesprochen. Kindheitsprobleme beigelegt, einen Strich gezogen und neu begonnen. Das Verhältnis ist heute besser denn je. Zum Glück, denn er fing wieder an mir kleine, selbstgemachte Dinge zu schenken. Zu Weihnachten ein kleiner Vogel mit einem Geldschein im Popo. Einen Anker aus Metall für meinen Briefkasten und irgendwann kam der Tag der ersten Lampe.
Mein neues Ich hat sich wahnsinnig darüber gefreut. Er hat sich solche Gedanken gemacht, was in mein Haus passt, was ich brauchen kann und vor allem, habe ich die Zeit wertgeschätzt, die er in dieses Geschenk gesteckt hat.
Es folgten noch weitere Lampen, zwei Tische, eine Matschküche und mein persönliches Highlight – eine Ankerlampe aus einem alten Holzbalken von 1895. WOW.
Als ich meinen Papa zu seinem 60. Geburtstag mit einem von mir gemalten Bild überrasche, lacht er und sagt: „Jetzt hast du verstanden, wie viel wichtiger diese Geschenke sind. Ich freu mich von Herzen darüber – es bekommt einen Ehrenplatz!“
Und er hat Recht. Heute liebe ich selbstgemachte Geschenke.
Egal ob Likör, Essen, Bilder oder eben Lampen – so etwas erobert mein Herz und schimpft mit dem Teenie-Ich, welches all das nicht zu schätzen wusste.
Was ist das schönste, selbstgemachte, Geschenk, was ihr je bekommen habt?