Kaiserschnitt & Fläschchen – bin ich überhaupt eine Mutter?

Schwangere Frau mit Babybauch
Gesundheit
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"Ach du hattest nie eine RICHTIGE Geburt?!"

„Hallo, ich bin in der 26. SSW. Ich habe einen geplanten Kaiserschnitt und werde nicht stillen“. Ich stehe vor einer Hebammenpraxis und erwarte Gegenwind.

Bei meiner ersten Tochter hatte ich einen Notkaiserschnitt unter Vollnarkose. Sie wäre bei der Geburt fast gestorben. Dass ich ihre Geburt wegen der Narkose nicht miterlebt habe, hat mich psychisch sehr belastet. Erst Jahre später habe ich verstanden, was wirklich passiert ist. Die Bindung zu ihr war schwierig, weil ich mich immer gefragt habe, ob das wirklich mein Kind ist - schließlich war ich nicht dabei, als sie meinen Körper verlassen hat. Mein Ex-Mann hat das damals großartig aufgefangen und sich rührend um sie gekümmert, als ich mental nicht dazu in der Lage war.

Der Moment ohne Herztöne und die Aussage „Wir wissen nicht, ob Ihr Kind noch lebt“ haben mich nächtelang wachgehalten - für viele unverständlich, schließlich ist mein Kind heute gesund bei mir. Auch das Stillen war katastrophal. Völlig erschöpft von den Erlebnissen der letzten Stunden stehen drei Hebammen an meinem Bett. Eine hält das Kind, die andere drückt auf meine Brust und versucht, die Milch herauszupressen.

Ich kann nicht mehr. Ich fühle mich wie vergewaltigt. Aufhören, schreie ich, 22 Jahre alt. Ich will, dass NIEMAND meinen Körper anfasst. Ich kann das nicht mehr.

Das Kind bekommt die Flasche. Alle können gut damit leben.

Für mich war daher sofort klar, dass ich ein weiteres Kind nicht auf normalem Weg bekommen würde. Ich wollte sicher sein, dass ich wach bin, wenn es auf die Welt kommt. Meine Gynäkologin ist einverstanden und rät mir sogar dazu - schließlich hatte ich schon einen Kaiserschnitt und die Narbe ist nicht zu unterschätzen. Auch das Fläschchen ist für mich eine Selbstverständlichkeit. Hat wunderbar geklappt, das Trauma vom ersten Mal kommt in dieser Situation immer wieder hoch.

Meine Hebamme fragt mich, warum ich das so will. Sie nimmt mich in den Arm und sagt: „Du bist der Boss“. Ich bin erleichtert.

Im Freundeskreis stellt niemand meine Entscheidung in Frage.

Im Bekanntenkreis höre ich oft, dass es komisch sei, es nicht einmal zu versuchen.

Ich bin ehrlich: Es ist meine Entscheidung. MEINE. Und ich bin total glücklich damit. Jede Sekunde. Ich habe nie gedacht: „Oh, wie schade“, sondern den für mich richtigen Weg gewählt. Die zweite Geburt war die schönste. Alles lief nach Plan, ich war wach und dem Baby ging es wunderbar.

Ich würde mich immer wieder so entscheiden.

Und ganz ehrlich: Ein Kaiserschnitt ist nicht der „einfache“ Weg. Manchmal ist er der Lebensretter. Er ist schmerzhaft. Es ist eine Geburt.

Als Mutter von drei Kindern, alle Flaschenkinder, alle per Kaiserschnitt geboren, alle ohne Allergien, alle ohne Probleme, kann ich heute sagen: Macht, was für euch richtig ist. Alle werden groß.

Ich drücke alle aus der Ferne, die sich rechtfertigen müssen.

Alle, die dumme Sprüche bekommen.

Wir haben Großes geleistet. Das steht außer Frage.