Hochzeit – wirklich die HOCH-Zeit der Liebe?
Auf der Autonahn des Lebens.
Wir haben dieses Jahr viele Hochzeiten gefeiert. Tolle Feste, die wirklich rundum gelungen waren. Mein Mann und ich haben vor 5 Jahren geheiratet und beinahe jedes Detail ist schon verblasst. Wenn ich mir unsere Freunde so ansehe, wie sie sich verliebt ansehen, Häuser und Kinder planen oder gerade bekommen und am Anfang dieses gemeinsamen Weges stehen kommt mir ein Gedanke:
Das anfängliche Gefühl der Verliebtheit, die Autobahn des Lebens, auf der wir in dieser Phase mit 150 unterwegs sind, die Meilensteine, die einen kaum atmen lassen – all das prasselt in dieser Phase auf uns ein. Aus einem „Du und ich“ wird ein „wir“. Der selbe Name (meistens) die selbe Adresse und gemeinsame Kinder. Bum. Das sind riesige Schritte, die meistens innerhalb kürzester Zeit aufeinander folgen – auch bei uns.
Es ist die HOCH-Zeit der Ereignisse.
Während ich im Kreißsaal liege und gerade unser zweites Baby in Armen halte, kommt die Frage: „Willst du mich heiraten?“ Darauf folgt die Hochzeit, darauf das Haus, darauf der Einzug und vier Wochen später Baby Nummer drei. Jetzt ist Ruhe eingekehrt und mir wird bewusst, dass eine Ehe im Alltag etwas völlig anderes ist, als eine Ehe auf der Lebensautobahn. Natürlich gibt es noch immer Highlights, auf die ich mich rasend freue: Einschulung, KiTa-Start, irgendwann heiraten unsere Kinder oder bekommen Kinder. All das sind Meilensteine – die aber nicht mehr uns als Menschen in erster Reihe betreffen, sondern unsere Kinder.
Heiraten kann jeder. Viele treffen diese Entscheidung und revidieren sie später wieder, weil das Leben nicht mehr spannend ist. Weil man merkt, dass es doch nicht der „Once-in-million-Partner“ ist. Ich schaue meinen Mann an und denke mir, dass die Kunst in der Ehe nicht das heiraten ist, sondern das dauerhaft verheiratet bleiben. Er tanzt auf der Hochzeit der Freunde die ganze Zeit, lächelt dabei und ich freue mich, dass er mir gehört. Wir tanzen zusammen, haben Spaß und ich frage mich nicht mehr, ob wir uns wohl noch genau so lieben, wie bei unserer Hochzeit. Es ist anders geworden, der Alltag prägt einen.
Sich täglich wieder füreinander zu entscheiden, obwohl das Leben einfach weiter läuft, ohne große Feiern, Meilensteine oder weitere Ausnahmezustände, die von Dingen ablenken, die dahinter liegen. Hand in Hand zu bleiben, auch wenn die eine mal ungemütlich ist. Sich gegenseitig immer wieder neue Highlights zu bieten und aufmerksam zu bleiben. Sich seines Gegenüber nicht sicher zu sein, sondern ihn wertzuschätzen, wenn er es am meisten braucht. Ihn zu halten, obwohl er sich selbst nicht aushält. Das ist Ehe. Nicht das „Ja-“ Wort zu Beginn – sondern das „Ja-Wort“ auf der letzten Seite.
Wir sind jetzt erst auf Seite 5 von hoffentlich vielen weitere. Man selbst entscheidet, ob und wann man „ja“ sagt. Und vor allem, ob man es auf Seite 100 noch immer tut. Fakt ist aber: Hochzeit feiern wir an einem bestimmten Tag – die HOCH-Zeit der Liebe beeinflusst man selbst. Und ich bin mir sicher: „JA, ich will noch immer.“